rua. Kooperative für Text und Regie
Kooperative für Text und Regie

Carolin Millner

Carolin Millner

Vita

http://www.caromillner.com/

Carolin Millner arbeitet seit 2016 als freischaffende Theaterregisseurin.
Sie zählt zu den Mitbegründer*innen von studioNAXOS und ist Teil der Gruppe ELEGANZ AUS REFLEX.

Carolin Millner hat einen originären Spielstil zwischen Dokumentation und Narration entwickelt, der das Publikum einlädt historische Konstellationen als gegenwärtig erfahrbar macht. Im Modus des Rückerinnerns kombiniert sie als schreibende Regisseurin tiefgehende Sachrecherchen mit sprachgenauen Fiktionalisierungen, die erweiterte Blickwinkel und Perspektiven öffnen. Vor ihrem Regiestudium an der HfMdK Frankfurt absolvierte sie ein Studium der Dramaturgie und Soziologie an der Universität München.


Ihre Arbeiten zeichnen sich durch eine choreographische 
Erzählform aus. Inhaltliches Interesse sind Identitäts-, Wahrheits- und 
Erinnerungspolitiken und die gesellschaftlichen wie individuellen 
Verhältnisse zu diesen. Außerdem bilden Verlust und die Ökonomisierung 
aller Lebensbereiche das Interesse der Auseinandersetzung.

2024 wurde sie mit dem Hauptstipendium der Ottilie Roederstein Stiftung ausgezeichnet.

Carolin Millner lebt mit ihrer Tochter in Berlin.

Texte

Marianne Hoppe, Film - und Theaterikone der 30er bis 90er Jahre, liebäugelte mit der KPD der Weimarer Republik. Sie saß mit Göring, Goebbels und Hitler im Kino und bleibt nach 1945 Aushängeschild staatstragender Kunst. Wie erklärt sie sich das? Und uns? Ich Leben entblättert ein Jahrhundert deutscher Geschichte und die Fähigkeit sich durch alle politischen Lager und Zeiten und an immer neue gesellschaftliche Konstellationen und Konventionen ohne Zweifel anzupassen. Da geht es um deutsche Befindlichkeit, das Abschirmen moralischer Ansprüche und das Verschieben von Schuld. In dem Monolog "Mir geht's ja noch Gold" spricht Marianne Hoppe selbst und ist da nur ein Beispiel für vergangene und leider auch erschreckend gegenwärtige Rechtfertigungspfade, blinde Flecken und den Opportunismus der Gefühle.

Was passiert, wenn die Veränderung über Nacht hereinbricht? Wenn von einem auf den anderen Tag ganz selbstverständliche Wörter ausgetauscht werden und bestehende Ideen keinen Wert mehr haben? Wie wird aus einer unrentablen Unternehmensführung, ein Business, das dem internationalen Markt trotzen kann? Und was hat die deutsche Zukunft mit blühenden Landschaften gemeinsam?

Thomas, Annette, Hanna, Inge und Ralf leben in Magdeburg, sind einander vertraut, machen gemeinsam Urlaub am Balaton und arbeiten beim Schwermaschinenbau Kombinat Ernst Thälmann, kurz: SKET.  Die Zufriedenheit mit den bestehenden Strukturen und die Suche nach neuen Möglichkeiten klaffen in der Gruppe auseinander und doch ist klar: sie halten zusammen. Bis 1989 Tag X hereinbricht: Hoffnungsvolle Reden werden geschwungen, Versprechungen gegeben, die Einheit verordnet – Mit ihr kommen West-Helmut, -Dieter, -Carsten und -Birgit, sie zertrampeln was war und beschwören eine neue  Ära im Zeichen der Privatisierung und Sanierung eines ganzen Landes herauf. Die Sonnenliege am Balaton wird zu einer blassen Erinnerung und aus dem Zusammenhalt von Thomas, Annette, Hanna, Inge und Ralf ein sich steigernder Konkurrenzkampf.

"Die Gestaltung eines Gartens beginnt mit Neugier und wird dann schnell zu einer Lebensaufgabe." Die Neu-Gestaltung eines Landes beginnt mit der Abwicklung von 8500 Unternehmen, bei der der Blick auf die Menschen keine Rolle spielte, keine Samen gesät, sondern ganze Bäume gefällt wurden.

Die Familie Wolf steht für Widerstand gegen den Faschismus und einen multiperspektivischen Glauben an den Sozialismus im Allgemeinen und zur DDR im Besonderen. Einen besonderen Augenmerk legt der Text hierbei auf die jüdische Herkunft der Familie, die sich doch eigentlich nur noch als Kommunist:innen verstanden wissen wollten. Während die Männer Filme machten, Menschen verarzteten, Bücher schrieben oder die Staatssicherheit mit aufbauten, waren die Frauen Republikflüchtlinge, Spioninnen, Observierte, Verfolgte, Kommunistinnen, Kämpferinnen und Komplizinnen.

In das Dickicht von (Falsch-) Informationen, gelenkten Mythen und mündlich überlieferten Narrativen eintauchend, zeichnet WIR LIEBTEN NICHT ALLE den Kosmos einer der einflussreichsten Familien der DDR.

Regie

10.05.2025
Das blaue Halstuch
Autofiktionales Musiktheaterstück von Klau Wirbitzky
Regie: CAROLIN MILLNER
Theater im Palais, Berlin
17.10.2024
Macht endlich das Licht an! (UA)
Eine Rothschild Variation
Text & Regie: CAROLIN MILLNER
TD.BERLIN
07.07.2023
ES IST QUASI LIEBE
ein Mixtape
Text & Regie: CAROLIN MILLNER
studioNAXOS, Frankfurt am Main

Extras

Innerhalb der Reihe 30 Jahre Mauerfall gab es am 04.10.2019 auch einen Beitrag zur Theaterserie ROT ODER TOT, zum Nachhören geht es hier.