Da liegt er, der Hof. Inmitten der Felder glänzt das Hallendach kompost-rost-rot, darunter stehen parallele Kühe unter parallelen Neonröhren – und rechnen sich nicht mehr. Und hinter der Halle: sitzt Shrimp auf der kleinen Mauer, knirscht mit den Zähnen und versucht, die eigene Rolle in der Hoffamilie zu bestimmen.
Kathrin Viereggs Debütstück ist ein Familienporträt über Enge und Sehnsucht, Arbeit und Überforderung, Befremdung und Zugehörigkeit. Im Spiel mit der Sprache fließen Zeit und Erinnerung ineinander und gerinnen zu einem hochmusikalischen Geflecht. Da hängt das Kaninchen auf der Wäsche-alleine, da rennt die Mutter bei Regen mit dem Regenhund in den Regenwald. Da nennt der Großvater sie alle nur Mondkälber und lacht, lacht. Aber dann, im Summ-Sommer, wenn Shrimp wieder auf der kleinen Mauer sitzt, da geht der Wind durch den Hafer wie durchs Meer.
Mit großer Sensibilität macht die Autorin die Spannungen zwischen Beharren und Aufbruch, zwischen Tradition und Veränderung spürbar, die der Strukturwandel in ländliche Räume bringt.
Dabei entfaltet sich ein zärtliches, teils absurdes Panorama voller Sprachwitz und Tiefe.