rua. Kooperative für Text und Regie
Kooperative für Text und Regie

Kathrin Vieregg

Kathrin Vieregg
© Hermine Vulturius

Vita

Kathrin Vieregg (sie/ ihr) wurde in Prien am Chiemsee geboren und lebt heute in Kiel. Als Sozialarbeiterin war sie mehrere Jahre im Bereich wissenschaftlicher Chancengleichheit tätig.

Sie studierte literarisches Schreiben in Leipzig und Biel (CH) und veröffentlichte Essays, Prosa & Prosagedichte in Magazinen und Anthologien, z.B. in der Tippgemeinschaft, Volltext und der Edit.

Mit CUI BONO war sie Preisträgerin beim 29. open mike des Haus für Poesie Berlin. Ihr Text  »Eckbank«  stand 2024 auf der Shortlist des Wortmeldungen-Förderpreises der Crespo Foundation. Im selben Jahr war sie Stipendiatin des Spaltmaße-Programms der Jürgen Ponto-Stiftung. Im Zentrum ihres Schreibens stehen Fragen der ambivalenten Gleichzeitigkeit(en).

Erste szenische Texte wurden 2024 beim 4+1 Festival am Schauspiel Leipzig gelesen. Kurz darauf erhielt sie für den Stückentwurf MUTTER VATER RIND den Preis der jungen Dramatik, den das Staatstheater Braunschweig und das neue theater Halle gemeinsam vergeben. Die Uraufführung findet im März 2026 in Halle statt.

Texte

Da liegt er, der Hof. Inmitten der Felder glänzt das Hallendach kompost-rost-rot, darunter stehen parallele Kühe unter parallelen Neonröhren – und rechnen sich nicht mehr. Und hinter der Halle: sitzt Shrimp auf der kleinen Mauer, knirscht mit den Zähnen und versucht, die eigene Rolle in der Hoffamilie zu bestimmen. 

Kathrin Viereggs Debütstück ist ein Familienporträt über Enge und Sehnsucht, Arbeit und Überforderung, Befremdung und Zugehörigkeit. Im Spiel mit der Sprache fließen Zeit und Erinnerung ineinander und gerinnen zu einem hochmusikalischen Geflecht. Da hängt das Kaninchen auf der Wäsche-alleine, da rennt die Mutter bei Regen mit dem Regenhund in den Regenwald. Da nennt der Großvater sie alle nur Mondkälber und lacht, lacht. Aber dann, im Summ-Sommer, wenn Shrimp wieder auf der kleinen Mauer sitzt, da geht der Wind durch den Hafer wie durchs Meer.

Mit großer Sensibilität macht die Autorin die Spannungen zwischen Beharren und Aufbruch, zwischen Tradition und Veränderung spürbar, die der Strukturwandel in ländliche Räume bringt.
Dabei entfaltet sich ein zärtliches, teils absurdes Panorama voller Sprachwitz und Tiefe.