In ihrer niemals endenden Abfassung DIE GROSSE ZOOLOGISCHE PANDEMIE erforscht Natascha Gangl Bilder, Muster und Gegebenheiten des Einbruchs, der Invasion, der Pandemie. Die Figuren heißen "ich", heißen "du", springen von "die da" zu "wir da" und legen Festschreibungen des Eigenen und Fremden beständig aufs Kreuz. William S. Burroughs These von Sprache als Virus fungiert dabei als Leitmotiv, die Textfläche bleibt lebendig, wird für jede neue Aufführung umgebaut, aktualisiert und weitergeschrieben, sie ist niemals uraufführbar, sie ist ständig uraufführbar.
Natascha Gangl

Vita
Natascha Gangl studierte Philosophie an der Universität Wien und Szenisches Schreiben am DRAMA FORUM / uniT Graz, war Hausautorin am Staatstheater Mainz, erarbeitete Uraufführungen u.a. für den steirischen herbst, Wien Modern, das Dramatikerinnenfestival Graz, war zu Gast auf Bühnen der Greek National Opera, Teatros Canal Madrid, moers Festival, Schauspielhaus Graz, Schauspielhaus Wien, Theater Rampe Stuttgart, entwickelte Ausstellungen u.a. für das Kunstforum Wien, das Literaturhaus Wien, das MUPO Oaxaca und arbeitet regelmäßig für den ORF und den SWR. Natascha Gangl unterrichtet(e) am Institut für Sprachkunst der Angewandten Wien, an der schule für dichtung und für das Drama Forum Graz.
Ihre Werke wurden mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet wie dem Ö1 Preis für das Beste Originalhörspiel, dem Heimrad-Bäcker-Förderpreis, dem Literaturförderungspreis der Stadt Graz. Sie war Stipendiatin der Literar Mechana, des BMKÖS, des Landes Steiermark, der Stadt Wien, des LCB Berlin und AIR Trieste. 2025/26 ist Natascha Gangl Kunstraum Steiermark Stipendiatin.
Als Buch erschien: Wendy fährt nach Mexiko, Ritter Verlag, 2015 und Das Spiel von der Einverleibung. Frei nach Unica Zürn, starfruit publications, 2020. Auf LP u.a. Die Revanche der Schlangenfrau, Mamka Records, 2022.
Texte
Es spielt ein Landstrich. In ihm bewegen sich drei Frauen. Ihr Sprechen mit und zwischen den Bäumen bewegt sich zwischen magischem Realismus, Alltagssprache, Dialekt, konkreter und lautmalerischer Poesie. Mal zwitschern die Vögel aus den Wipfeln, mal fährt der Wind durch die Äste, mal rattert ein Hubschrauber übers Gebiet. Dann wieder schlagen sich die Stimmen der Frauen durchs Unterholz. Von allerlei notwendigen Maßnahmen ist die Rede: Abholzung, Aufforstung, Überwachung, Kontrolle, erhöhtes Polizeiaufgebot. Sie schimpfen, fluchen und streiten in vielen Tonlagen, verhandlen Heimat, Zugehörigkeit und Eigentum, singen im nächsten Augenblick ein Hohelied auf den Wald als romantischen Sehnsuchtsort oder beschwören ihn zum Zwecke der Ökonomie und zum Schutz der Nation als Wirtschaftsfaktor, militärisches Sperrgebiet oder zu befestigende Grenze.
Mit der Überschreibung und Aneignung von HC Straches "Lieblingsbuch", "Der Waldgang" von Ernst Jünger und der blumigen Sprache der Reinmichl Heimatromane, die die Populärliteratur der österreichischen Nachkriegszeit geprägt haben, trifft MENSCHEN IM WALD überraschend widerständige Aussagen zur politischen Gegenwart.
Staat, Wirtschaft und Natur befinden sich auf einem unhaufhaltsamen Kollisionskurs.
Der vielgestaltige Text liegt in zwei Fassungen vor:
In der ersten erscheint die Sprache in Form von Nadelbäumen unterschiedlichster Größe und Dicke, in der zweiten sind es eine Lehrerin, die Bürgermeisterin und eine Trafikantin, die den Diskurs über die brüchige Beziehung von Mensch und Natur führen.
Herzlich Willkommen in der Welt der Wissenschaft und Wischenschaft!
In "Staub … a little mindblow*" ist alles Staub – nach dem Motto: Staub ist ________, Einsetzen nach Belieben möglich. Das kleinste, nicht wegwischbare Teilchen und das große Ganze. Der Stoff, aus dem Kometen und Planeten gemacht sind; das Abkühlmittel gegen den Klimawandel; die Menschen, die kommen, um zu bleiben; die Menschen, die die Menschen, die kommen, um zu bleiben, wegwischen wollen.
Da geht es um Zeitschleifen, ums Putzen, um das Private und das Politische. Um die Frage, was sich auflöst und was bleibt. Und am Ende vielleicht auch um die Erkenntnis, dass wir alle – irgendwie – Staub sind und Gangls Sprache funktioniert hier wie Staub selbst: Sie häuft sich an, verdichtet sich, verweht – und hinterlässt Spuren. Durch rhythmische Wiederholungen, sprachliche Ablagerungen und fragmentierte Bilder entsteht eine Textur, die sich stetig auflöst und neuformiert.