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Ödipus

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Felix Krakau

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Wir erzählen heute eine Geschichte,
die durch die Jahrhunderte, die Jahrtausende getragen wurde,
in immer neue Hände gegeben und Worte gekleidet,
die von Ohr zu Ohr geflüstert, neugeschrieben und widerrufen,
deren Niederschriften verloren wurden, verschüttet oder verbrannt,
die immer wieder aufs Neue erzählt wurde, in der Hoffnung,
dass zwischen den Varianten etwas aufscheint, eine – naja – Wahrheit.


So startet das Team Theben aka known as Der kleinste Chor der Welt in die Überschreibung des Ödipus-Stoffs von Felix Krakau. Der Mörder von Laios, dem ehemaligen König von Theben, muss gefunden werden, um die Stadt von der Seuche zu befreien. So prophezeit es das Orakel von Delphi. Und Ödipus, der, als er das Rätsel der Sphinx löste und sie damit besiegte, ihr neuer Herrscher wurde, setzt alles daran, die Bluttat aufzuklären, die Stadt und seine Bürger:innen zu retten. Die Ermittlungen laufen also schnell auf Hochtouren. Die Versuche von Iokaste, seiner Mutter und Ehefrau, Kreon, ihrem Bruder, und Tereisias, dem Seher, ihn vor seinem Schicksal zu bewahren, wertet Ödipus - bald überall Verschwörung witternd - gegen sich. So stürzt er in diesem dysfunktionalen Familiengeflecht, in dem er Suchender und Gesuchter zugleich ist, am Ende in einen um so tieferen Abgrund.
Und auch der Chor, im antiken Drama als Stimme der Vernunft agierend, hat keinerlei Macht mehr, die Handlung ins rechte Licht zu rücken: Wir stehen hier völlig von der Handlung abgeschnitten vor dem Vorhang. Da ist kein Durchkommen. Wir kommen einfach nicht durch den Vorhang.

Mal zart-ironisch, mal komisch-ernst erzählt Felix Krakau den uralten Mythos um Schuld, Scham und Verdrängung als gegenwärtigen tiefenpsychologischen Politthriller.

4 Spieler:innen, plus Chor
UA: 03.09.2022, Düsseldorfer Schauspielhaus, Regie: Felix Krakau