rua. Kooperative für Text und Regie
Kooperative für Text und Regie
◀ zurück

Tine Rahel Völcker

Tine Rahel Völcker
© Cocoon Media

Vita

Tine Rahel Völcker ist Autorin von Theaterstücken, Hörspielen und Prosa. Theaterstücke von ihr wurden u.a. am Düsseldorfer Schauspielhaus, am Berliner Maxim Gorki Theater und ihre jüngsten Arbeiten am Staatstheater Augsburg uraufgeführt.

2020 erschien ihr Prosadebüt Chantal Akermans Verschwinden. Les Rendez-vous de Tarnów. 2021 folgte das Buch Frauen der Unterwelt. Queerfeministische Antworten auf Psychiatriegewalt, Sexismus und Ableismus. 2022 erschien bei Unrast ihr Essay Vom Hindukusch bis Buchenwald: Suhrabs Flucht und das Ende der Menschenrechte in Europa. Im Februar 2024 wird ihr Theaterstück Die gefährlichste Frau Amerikas über die Anarchistin Emma Goldman am Staatstheater Augsburg uraufgeführt. 

Völcker war Hausautorin am Nationaltheater Mannheim, erhielt für ihr Werk den Preis der Kulturstiftung der Dresdner Bank sowie zahlreiche Stipendien.

Des Weiteren ist Völcker regelmäßig an der Schnittstelle von Literatur und Geschichtsvermittlung in Gedenkstättenprojekten tätig. Dort ringt sie gemeinsam mit Historiker*innen und Aktivist*innen um eine Sprache des Gedenkens im Spannungsfeld zwischen den offenen Wunden der NS-Verbrechen und aktuellen rechten Hass-Verbrechen.

Sie lebt mit ihrem Sohn in Berlin.

Texte

  • Die gefährlichste Frau Amerikas
  • Frauen der Unterwelt. Sieben hysterische Akte
  • Adam und die Deutschen (Die Mühle)

     

    SIE WOLLEN DEN TEXT LESEN?
    ZUR TEXTBESTELLUNG GEHT ES HIER.

     

    Ich will einen neuen Monat ausrufen.

    Der polnische Jude Adam sucht die Deutschen und findet sie in den Kneipen der deutsch-polnischen Grenzstadt, wo er noch immer bei seiner Mutter Tereza lebt. Die will mit Deutschen nichts zu tun haben. Sie muss die Geschichte des Holocaust erinnern, die Geschichte ihrer polnisch-jüdischen Eltern, denen - 1938 aus Deutschland vertrieben - die Rückkehr nach Polen verwehrt wurde.
    Je größer die Tragödie desto heftiger die Komödie. Und so besteht das Stück -vom grausamen Motiv der verunmöglichten Flucht durchzogen- fast ausschliesslich aus zwei komisch-absurden "Kater"-Dialogen, die Adam mit seinen aufgegabelten Deutschen führt. In "Zukunft der Betrunkenen" ist es Henriette, die sich auf einer temporären Flucht aus ihrem Familienleben befindet, zwanzig Jahre später in "Gedächtnislärm" der schwule Narkosearzt Rudi, der den Flüchtlingen in Ungarn helfen will, es aber nicht bis dorthin schafft. Beide bleiben erst in der Kneipe, dann bei Adam hängen. Beide erwachen in einem Deckenhaufen in der kleinen Wohnung, in deren Hinterzimmer die misantrophe Mutter haust, deren Anwesenheit Adam gerne lapidar herunterspielt. Er sucht die Liebe der Deutschen, und zwar so sehr, dass er in seinem Wahn die Zeitachse der Wirklichkeit verbiegt. Mit Henriette wäre er schon seit einem Jahr zusammen und sie habe es nur wieder vergessen wegen des Alkohols. Mit Rudi wolle er nach Hamburg, ihm überallhin folgen, dann aber sind die Geräusche und Rufe seiner mittlerweile bettlägerigen Mutter aus dem Hinterzimmer nicht mehr zu überhören.
    Mit klar gezeichneten Figuren, die gerne mal mit selbstanalytischen Kampfreden aus sich heraustreten, beschreibt die Autorin wie es ist, hängenzubleiben, nicht nur in der Wohnung, bei der Mutter, sondern auch in der eigenen Geschichte, an der Grenze, an Orten, an denen man nicht erwünscht ist, in gesellschaftlichen Rollen, die man nur zum Teil erfüllt, in einem Traum, in dem gestern schon letztes Jahr war. 

    (Felicia Zeller)

    4 Spieler*innen, 2 kleine Rollen

    UA: 30.07.2021, Regie: Paul Spittler, Die Andere Welt Bühne, Strausberg

Extras

Übers Theaterschreiben.pdf

Tine Rahel Völcker im Gespräch mit Massimo Maio bei DEUTSCHLANDFUNK KULTUR über ihr Buch Chantal Akermans Verschwinden. Les Rendez-vous de Tarnów, erschienen bei SPECTOR BOOKS.

Fünf Tage Lublin ein Jahr.pdf