Mirja Biel
Vita
Mirja Biel wurde in Kiel geboren. Nach ihrer Ausbildung zur Theatermalerin am Theater Lübeck studierte sie Neuere Deutsche Literatur, Kunstgeschichte und Theaterwissenschaft an der Humboldt-Universität zu Berlin und ab 2003 Theaterregie an der Theaterakademie Hamburg. Von 2008 bis 2014 arbeitete sie mit dem bildenden Künstler Joerg Zboralski zusammen. Als Regieduo Biel/Zboralski inszenierten sie u.a. am Theater Bremen, am Deutschen Theater Göttingen und am Nationaltheater Mannheim und entwarfen auch die Bühnenräume für ihre poptheatralen Welten. Seit der Spielzeit 2024/25 ist Mirja Biel Mitglied der künstlerischen Leitung und Oberspielleiterin am Stadttheater Ingolstadt.
Von 2013/14 bis 2015/16 war Mirja Biel Hausregisseurin am Theater Bonn. Dort entstanden die Inszenierungen LEONCE UND LENA, WELT AM DRAHT, GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN, DAS SCHLOSS, WERTHER [X] und RADIKAL. Als freie Regisseurin und Bühnenbildnerin folgten zahlreiche Arbeiten im In- und Ausland, darunter Inszenierungen am Theater Lübeck, Theater und Orchester der Stadt Heidelberg, Staatstheater Oldenburg, Staatstheater Wiesbaden, Schauspiel Leipzig, Münchner Volkstheater, Theater St.Gallen, Theater am Werk Wien, Schauspiel Leipzig oder am Münchner Volkstheater.
Basierend auf eigenen Textadaptionen, die von Klassikerbefragungen über zeitgenössische Dramatik bis hin zu collagierten Themenrecherchen reichen, zeichnen sich Mirja Biels Arbeiten durch starke ästhetische Setzungen aus. Zentral ist die Suche nach einem direkten Gestus, der im Hier und Jetzt der Aufführungssituation verankert ist. Dabei werden die theatralen Mittel offengelegt, produzieren dennoch emotionale, atmosphärisch dichte Bilder. Der Stoffauswahl zugrunde liegt immer ein genauer, gesellschaftspolitischer Blick.
Regie
"[B]ei Regisseurin Mirja Biel [wird] die 'Madame Bovary' auf der großen Bühne des Stadttheaters Ingolstadt als Geschichte einer Selbstermächtigung erzählt. 'Ich will sagen dürfen, was ich will, solange ich niemanden verletze. Ich will tun dürfen, was ich will, solange das niemand anderem schadet. Ich will leben dürfen, wie ich will', erklärt Emma in einem selbstbewussten Schlussplädoyer [...]. Der begeisterte Applaus am Premierenabend spricht für sich."
(Anja Witzke, 27.10.2025, Donaukurier)
"Gustave Flauberts Skandalroman von 1856 findet man eher selten auf deutschen Bühnen. Umso erstaunlicher ist die jüngste Ingolstädter Inszenierung, die den Stoff radikal umdeutet. Mirja Biel holt Emma Bovary und ihr Ringen um Autonomie aus dem 19. ins 21. Jahrhundert und schreibt ihm eine neue feministische Signatur ein.
[...]
Diese Emma ist keine blutleere historische Episode, sondern ein echter Prüfstein für die Emanzipation. Mitten im Stück ruft sie: 'Mach was! Mach, dass unser Leben ein Rausch ist!' Sie lebt und sie überlebt auch."
(Robert Luff, 25.10.2025, nachtkritik.de)
"Das ist der narrative Kern des Romans. Doch was man in Ingolstadt zu sehen bekommt, ist unendlich viel mehr: ein multimediales Panoptikum der pulsierenden Metropole Berlin gegen Ende der Zwanziger, atmosphärisch dichte Bilder einer brüchigen Gesellschaft, zwischenmenschliche Abgründe und packende Dialoge über Schuld und Menschlichkeit. [...] Die packende Inszenierung verleiht Kästners Roman eine aktuelle Brisanz. Standing Ovations sind der verdiente Lohn dafür."
(Robert Luff, 02.03.2025, nachtkritik.de)
"Nur eines ist glasklar nach diesem schauspielerisch großen Ensembleabend: Theater kann so viel mehr, als Klischees zu reproduzieren. Es kann fordernd, überraschend, verspielt und sehr lustig sein. "Opening Night" ist ein Plädoyer für eine offenere, buntere und gleichberechtigtere Zukunft. Für ein Theater, das Diskussionen anstößt und Lust macht auf mehr."
(Anne Fritsch, 06.10.2024, Die deutsche Bühne)
"Doch Biel findet die Balance zwischen Tragik, Horror und Farce. Mühelos wechseln stille, kammerspielartige Momente mit Stroboskop befeuerten Albtraum-Szenen und verspieltem Slapstick ab."
(Florian Welle, 08.10.2024, Süddeutsche Zeitung)
"Wo kommst Du her? Am Theater Lübeck inszeniert Mirja Biel "Herkunft", Saša Stanišićs preisgekrönten und viel inszenierten Roman, als kluges Nachdenken über Sprache, über Gewalt, über Migration - und als Verlust politischer Unschuld."
(Falk Schreiber, 11.11.2023, nachtkritik.de)
"Die Inszenierung wurde bei der Premiere gefeiert – fast so rauschhaft wie damals der Erfolg von Roter Stern, dem letzten des Landes Jugoslawien vor dem großen Bruderkrieg. Und Autor Saša Stanišic hielt es in der dritten Reihe vor Begeisterung nicht mehr auf dem Sessel. Er staunte offenbar selbst darüber, wie aus seinem Leben Bühnenkunst wurde."
(Michael Berger, 11.11.2023, Lübecker Nachrichten)
Extras
FABIAN ODER DER GANG VOR DIE HUNDE
von Erich Kästner
Stadttheater Ingolstadt
Premiere: 01.03.2025
OPENING NIGHT
von John Cassavetes
Stadtheater Ingolstadt
Premiere: 05.12.2024
HERKUNFT
nach dem Roman von Saša Stanišić in einer Fassung von Mirja Biel
Theater Lübeck
Premiere: 10.11.2023
ENDSTATION SEHNSUCHT von Tennessee Williams
Staatstheater Wiesbaden
Premiere: 17.06.2023
MEDEA frei nach Franz Grillparzer
Oldenburgisches Staatstheater
Premiere: 03.10.2019
ALLES WEITERE KENNEN SIE AUS DEM KINO von Martin Crimp
Münchner Volkstheater
Premiere: 30.06.2019