rua. Kooperative für Text und Regie
Kooperative für Text und Regie
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Natalie Baudy

Natalie Baudy
© Mark Peckmezian

Vita

Natalie Baudy wurde 1990 in der Nähe von Augsburg geboren und ist in Ulm aufgewachsen. Seit 2018 arbeitet als freiberufliche Autorin und Dramaturgin im Theater-  und Performancebereich und lebt in Berlin. Eine enge Zusammenarbeit verbindet sie seit 2015 mit der Performancegruppe MS Schrittmacher, zuletzt schrieb sie den Text für deren Audiowalk «LET’S WALK ALONE» (2021). Mit ihrem Stück «Rauschen. Oder: Wenn du nicht existierst, geh mir bitte aus dem Licht. Danke.» gewann sie den Chemnitzertheaterpreis für junge Dramatik 2019. 2021 war sie Stipendiatin im Hans-Gratzer Programm des Schauspielhaus Wien. 2023 ist sie mit ihrem Text «THE CRAZE», einem märchenhaften Episodenstück über Kryptowährung, Stipendiatin im Drama Lab der Wiener Wortstätten. In ihrer Arbeit interessiert sie sich für popkulturelle Ästhetiken, digitale Phänomene, feministische Perspektiven und eine kritische Auseinandersetzung mit dem Leben in Deutschland. Seit 2021 schreibt und entwickelt sie mit dem Regisseur David Moser Projekte, wie zuletzt die Uraufführung ihres Stücks «Let them eat Iphigenie» (Stadttheater Ingolstadt, 2022). 

Texte

  • Der Grund des Bauchnabels
  • fairycoin
  • LET THEM EAT IPHIGENIE
  • Rauschen


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    Oertel, Ruk und Al Tee landen auf der Erde oder nein, anders: Peng – sie sind einfach da. Während Oertel und Ruk in einem merkwürdigen Gebäude mit siebenundzwanzig identischen Zimmern und einem scheinbar endlosen Flur landen, verschlägt es Al-Tee in eine politisch engagierte Wohngemeinschaft, die gegen TTIP auf die Straße geht, den Müll trennt und bestens vernetzt und weltoffen ist und grundsätzlich findet, dass man einfach mehr zu sich selber finden muss. Aber wenn plötzlich so ein Außerirdischer in der Küche sitzt, geraten das Selbstbild und die eigene Wahrnehmung doch etwas ins Wanken. Man wird unsicher, ob das befremdliche Gegenüber überhaupt da sein kann. Was es nicht gibt, das gibt es schließlich nicht. Aber man möchte ja auch nicht unhöflich sein.
    Oertel und Ruk haben mittlerweile herausgefunden, dass dieses Gebäude mit den siebenundzwanzig identischen Zimmern ein Hotel ist und die permanent betrunkene Frau, in deren Zimmer sie versehentlich geraten sind, eine sehr erfolgreiche Pornoproduzentin ist. Diese geht wesentlich pragmatischer mit den Außerirdischen um. Welch eine Fügung, denkt sich die Dame, Außerirdische in der Pornoindustrie! Das kann man nutzen! Das steigert Einzigartigkeit, Marktwert und Auflage. Und sie engagiert Oertel und Ruk vom Fleck weg – ob sie wollen oder nicht.
    In der WG haben sich Tom und Ebu mittlerweile auch an Al Tee gewöhnt. Dass er Isomatten isst und gerne ungefragt Menschen umarmt – nun ja, das eine ist nicht so schlimm, das andere sogar schön, weiß man doch, dass zu wenig Körperkontakt zu Depressionen führt. Deswegen wurden auch Umarmungen auf die WG-Agenda gesetzt. So leben sie zusammen, die Irdischen und die Außerirdischen. Bis irgendwann die Außerirdischen Heimweh bekommen und zurück möchten. Zu merkwürdig, fremd scheint ihnen das irdische Treiben. Aber wie zurück?

    Natalie Baudy hat ein mutig skurriles, humorvolles und zugleich bissig-böses Stück über unsere Gesellschaft geschrieben. Ohne moralischen Zeigefinger setzt sie Außerirdische – die fernsten Fremden aller Fremden als Spiegel vor unsere Nasen, um die großen und kleinen Zivilisationskrankheiten unserer Tage sichtbar zu machen. Durch den Einbruch des Fremden werden Ansichten, Meinungen, Vorurteile, Gewohnheiten unserer ansonsten doch so aufgeklärten Gesellschaft befragbar, hinterfragbar, kritisierbar. 

    © Theater Chemnitz

    UA: 03.05.2019, Theater Chemnitz, Regie: Brian Bell

     
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