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Ein Bild von mir

Klassenzimmerstück

Juliane Hendes

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"Niemand kommt mehr auf mich zu und guckt nach, was ich mache. Wie es mir geht. Und selbst wenn sie gucken. Ich sitze ja nur vor meinem Handy. Nur vor dem Handy. Doch in meinem Handy werde ich gefoltert."

Fritzi ist Polizistin, naja oder zumindest auf dem besten Weg eine zu werden. Ihr Auftrag: Gerechtigkeit. Ihre Geschichte: nicht ganz einfach. Das Leben war eigentlich ganz schön mit Mama, Papa und Fritzi als plötzlich, BUMM!, nichts mehr ist wie sein soll. Papa zieht aus und hat von nun an diese Daisy (inklusive Babybauch) an seiner Seite und Mama geht auf Weltreise mit ihrem neuen Freund Rolf. Und was ist mit Fritzi? Die muss zu ihrem Vater und den neuen kleinen Geschwistern ziehen: neue Stadt, neue Familie, neue Mitschüler:innen und sie, natürlich ganz unten in der Klassenhierachie (Mobbing inklusive). Ihr einziges Glück: mit dreizehn bekommt sie ein Handy und im Internet sieht die Welt ganz anders aus. Da kann man nicht nur den eigenen Namen wählen, sondern auch gleich die Persönlichkeit wechseln. Schminktutorials auf youtube, Videos auf Tik Tok, aber vor allem der Chat mit Olli – eine ganze neue Welt eröffnet sich, in der Anerkennung und Coolness so viel einfacher funktionieren als im echten Leben. Und je mehr das Leben in der realen Welt zerbröckelt, desto mehr bietet Olli ihr mit seinen Nachrichten Schutz und Verständnis. Er scheint der Einzige zu sein, der Fritzi Halt gibt. Doch in beiden Welten gerät sie schließlich in einen Eskalationsstrudel. Als die Situation in der Schule endgültig aus dem Ruder läuft, gelingt es Olli Fritzi in einen Gruppenchat einzuladen, in dem sich die Abgründe des Internets auftun. Fritzi muss alles Preis geben und ausser ihr weiß niemand in welche Falle sie getappt ist. 

EIN BILD VON MIR ist das erste Klassenzimmerstück zum Thema Cybergrooming. Juliane Hendes beschreibt darin den Weg einer Teenagerin von biographischen Umbrüchen hin zur Flucht in die digitale Welt. Dort ist Cybergrooming eine der häufigsten Methoden für Übergriffe, Missbrauch und sexualisierte Gewalt an Kindern und Jugendlichen. Die Verantwortung für Selbstschutz wird hier viel zu oft auf die Betroffenen verlagert, während Wegsehen ein allgemeines Mittel der Rechtfertigung zu sein scheint. 

 

Monolog
UA: Dezember 2024, Mecklenburgisches Staatstheater Schwerin, Regie: Alice Buddeberg