Menschen im Wald
Es spielt ein Landstrich. In ihm bewegen sich drei Frauen. Ihr Sprechen mit und zwischen den Bäumen bewegt sich zwischen magischem Realismus, Alltagssprache, Dialekt, konkreter und lautmalerischer Poesie. Mal zwitschern die Vögel aus den Wipfeln, mal fährt der Wind durch die Äste, mal rattert ein Hubschrauber übers Gebiet. Dann wieder schlagen sich die Stimmen der Frauen durchs Unterholz. Von allerlei notwendigen Maßnahmen ist die Rede: Abholzung, Aufforstung, Überwachung, Kontrolle, erhöhtes Polizeiaufgebot. Sie schimpfen, fluchen und streiten in vielen Tonlagen, verhandlen Heimat, Zugehörigkeit und Eigentum, singen im nächsten Augenblick ein Hohelied auf den Wald als romantischen Sehnsuchtsort oder beschwören ihn zum Zwecke der Ökonomie und zum Schutz der Nation als Wirtschaftsfaktor, militärisches Sperrgebiet oder zu befestigende Grenze.
Mit der Überschreibung und Aneignung von HC Straches "Lieblingsbuch", "Der Waldgang" von Ernst Jünger und der blumigen Sprache der Reinmichl Heimatromane, die die Populärliteratur der österreichischen Nachkriegszeit geprägt haben, trifft MENSCHEN IM WALD überraschend widerständige Aussagen zur politischen Gegenwart.
Staat, Wirtschaft und Natur befinden sich auf einem unhaufhaltsamen Kollisionskurs.
Der vielgestaltige Text liegt in zwei Fassungen vor:
In der ersten erscheint die Sprache in Form von Nadelbäumen unterschiedlichster Größe und Dicke, in der zweiten sind es eine Lehrerin, die Bürgermeisterin und eine Trafikantin, die den Diskurs über die brüchige Beziehung von Mensch und Natur führen.