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... DAMIT ES HUNDERT SIND

Eine Familiengeschichte
von Enrico Stolzenburg und Beate Seidel

 

 

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Zu den neunundneunzig.
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Damit es hundert sind.

Enrico Stolzenburgs Großvater war ein Held. Enrico möchte von ihm erzählen. Auch weil sich Freimut Stolzenburg über seine Erlebnisse verschwieg. Enricos Vater führte nur zwei Gespräche mit Freimut. "Es war eben eine andere Zeit, andere Männer. Helden." Perfekte Helden – bewahrt durch ihre Unnahbarkeit.
Als Söhne des Kommunisten und Mitbegründers der KPD Albert Stolzenburg in der Weimarer Republik, beteiligen sich Oskar und Freimut in den 1930er-Jahren am spanischen Bürgerkrieg gegen das faschistische Franco-Regime. Oskar fällt 1937 in Málaga, Freimut kann sich 1939 auf die Winnipeg als blinder Passagier nach Chile retten. Dort heiratet er Blanca. Gemeinsam ziehen sie fünf Kinder in Armut groß.
Auf Drängen des Vaters Albert, mittlerweile SED-Mitglied, migriert das Paar mit ihren fünf Kindern 1961 in die DDR. Hier werden die Hoffnungen auf auf ein besseres Leben jedoch enttäuscht. Blanca fühlt sich heimatlos und verfällt in eine tiefe Depression. Freimut lässt sie in ihrem Schmerz allein. Auch die Kinder empfinden den Realsozialismus als erdrückend, einige fliehen. Freimut passt seine Werte an die Umstände an, verhilft aber auch seinen Kindern zur Flucht. Doch war Freimut der angstfreie Cowboy, den Enrico als Junge imaginiert? Der Held, der jeder Situation gefasst entgegentritt? Erst durch die genealogische Spurensuche "legt der Held seine Rüstung ab. Und der, der daraus hervortritt, ist [Enrico] unendlich nah." Ein unvollkommener Held – einer, der erst durch Nahbarkeit zum Helden wird.
In ... DAMIT ES HUNDERT SIND rekonstruiert Enrico Stolzenburg die Biografie seines Großvaters und legt dabei die Rüstung des Helden Stück für Stück ab. Eine Geschichte über Flucht und Heimat, Widerstand und Anpassung – und eine Einladung, Männlichkeit neu zu erzählen.

5 Spieler*innen
UA: 03. OKTOBER 2023, Deutsches Nationaltheater und Staatskapelle Weimar, Regie: Enrico Stolzenburg