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Kooperative für Text und Regie
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Roaring

frei nach dem Stück "Roaring girl" von Thomas Middleton und Thomas Dekker
übersetzt und barbeitet von Martin Bieri


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Sie konsumieren mich.

Ihr Hass, ihr Staunen.
Ihre Neugier, ihre Angst.
Was ihnen fehlt, bin ich.
Bin das Begehren, das sie frisst.
Ich bin der Stoff, aus dem ihr
nächster Traum gewesen ist.

Das sagt Mary Frith, reales Vorbild für eine Figur, wie es sie im europäischen Theater kein zweites Mal gibt: Moll Cutpurse alias Mad Moll alias The Roaring Girl. Frith, 1584 geboren, queer zu jeder Festschreibung, trans*, nonbinär, eine Größe auf den Showbühnen und in der Halbwelt Londons, wegen Crossdressing und "grober Unsittlichkeit" zu Gefängnis verurteilt, in Erinnerung geblieben als Mensch, der gegen alle Konvention frei lebte. 1610 haben Thomas Dekker und Thomas Middleton ihr ein dramatisches Denkmal gesetzt. Das historische Stück "Roaring Girl" hat Martin Bieri erstmalig ins Deutsche übersetzt. Mit "Roaring" verdichtet er es zu einem vielstimmigen Monolog über Gender, Identität, Begehren und Widerstand. Alle Figuren spielend eignet sich Mary Frith diese ihre Geschichte 400 Jahre nach ihrem glamourösen ersten Auftritt wieder an:

Ja, im Fortune gewesen.
Ja, mein Stück gesehen.
Das Stück über mich.
Und ja, auf der Bühne gewesen.
Wieso sollte ich nicht?
Wer will es mir verbieten?
Ich habe mich selbst ins Leben gerufen,
also ruf ich mich auch selbst zum Auftritt.

Uraufführung: 17.12.2022, Regie: ANTJE SCHUPP, Schlachthaus Bern