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Berlin Oranienplatz

Hakan Savaş Mican


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Morgengrauen. Can steht gedankenverloren vor der JVA Tegel. Angelehnt an sein Auto, ein Mercedes 230E, Baujahr 1982 - es ist so alt wie er - raucht er: Das ist also alles, was von seinem erfolgreichen Geschäftsleben übrig geblieben ist. Er, das Kind von Arbeitereltern aus Kreuzberg, hat mit Fälschungen von Designerkleidung und Markenuhren das große Geld gemacht. Und jetzt muss er den Preis dafür zahlen. Aber dafür ist er nicht der Typ. Statt fünf Jahre ins Gefängnis zu gehen, will er nach Istanbul fliegen. Für immer.
BERLIN ORANIENPLATZ erzählt vom letzten Tag eines jungen Mannes in Berlin, der die Menschen und Orte besucht, die er bei dem Versuch seiner Herkunft zu entkommen, verlassen und vergessen hat. Die mittlerweile arbeitslosen Eltern, seine Jugendliebe, die jetzt mit einem anderen Freund von damals ein Kind und eine Eigentumswohnung hat, ein Kindheitsfreund, der einen erfolgreichen Jazzclub betreibt, eine Hinterhofmoschee – Can will sich still von seinem Berlin verabschieden, das ihn zu dem gemacht hat, der er ist. Aber langsam merkt er, dass die Stadt, die er zurücklassen will, eine andere geworden ist als das Berlin in seinen Erinnerungen. Die Bilder der Vergangenheit machen ihm eines klar, so wie in einem Gedicht von Kavafis: Egal wo du hingehst, diese Stadt wird mit dir kommen!

UA: 28.08.2020, Maxim Gorki Theater Berlin