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Von Wunden und Wundern

Sarah Kilter

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Wenn wir ein Haus haben, dann will ich jeden zweiten Tag in meine Crocs schlüpfen und mit der vergilbten Tupperschale, die schon meine Oma benutzt hat, durch unseren Garten laufen und alles darin auf dem Kompost entleeren.

SIE und ER leben gemeinsam in ihrer 50qm Wohnung mit Klicklaminat, ohne Balkon, in einer beliebigen Großstadt. Sie hat einen ständigen Begleiter: Die Angst. Sie fürchtet sich vor sämtlichen Dingen, die außerhalb der Wohnung auf sie warten: Lärm, den Straßenverkehr und jeglichen zwischenmenschlichen Interaktionen. 

Er träumt vom gemeinsamen Kind, sein zweites, für das er dann aber diesmal wirklich Verantwortung übernehmen will. Die einzige Verbindung zur Außenwelt: das Warten auf den Telekomtechniker, der Amazon-Locker vor der Haustür und die monatlichen Termine bei Max, ihrem Osteopathen. Und so versucht das Paar der sicheren Einöde ihrer vier Wände mit Hilfe eines Rollenspiels zu entfliehen und dabei wird schnell klar, dass die Grenze zwischen Realität und Fiktion immer weiter in sich zusammenfällt. Denn ein anfänglich harmloser Tätowierversuch im eigenen Wohnzimmer führt schließlich zu einer handfesten Auseinandersetzung über die Frage nach Privilegien, Klasse und die scheinbare Unvereinbarkeit von den so unterschiedlichen Biografien der beiden.  

Und als dann eigentlich alles in Trümmern zu liegen scheint, taucht aus dem Nichts Frau Hunzen auf und durchbricht die tabulose Zweisamkeit mit ihrem, zugegeben sehr robusten, Wesen. Dabei wächst aus dem zuvor aussichtlosen Konflikt des Paares plötzlich ein Hoffnungsschimmer, der vielleicht ja doch der romantischen Zweierbeziehung ihre Daseinsberechtigung gibt. Doch der Versuch die Beziehung von SIE und ER als etwas Besonderes zu legitimieren, scheitert und es wird klarer denn je: Wunder und Wunden, das sind keine magischen Begebenheiten, sondern unabdingbare Merkwürdigkeiten des Lebens.


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